Fraport Group Neun Monate Umsatz und Gewinn sinken stark

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Geschrieben von Jürgen T Steinmetz

Insgesamt 280 Mio. EUR für Maßnahmen zur Senkung der Personalkosten vorgesehen - Bereinigtes Betriebsergebnis (EBITDA) bleibt positiv, unterstützt durch kostensparende Maßnahmen - Der Passagierrückgang am Frankfurter Flughafen wird für das Gesamtjahr 70 voraussichtlich über 2020 Prozent liegen

FRA / gk-rap - In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 wurde die finanzielle Leistung der Fraport AG durch die globale Covid-19-Pandemie stark beeinträchtigt. Der Konzernumsatz ging im Berichtszeitraum um mehr als die Hälfte zurück. Trotz umfassender Maßnahmen zur Kosteneinsparung verzeichnete die Fraport-Gruppe einen Nettoverlust von 537.2 Mio. €. Darin enthalten sind Aufwendungen in Höhe von 280 Mio. €, die für Maßnahmen zur Senkung der Personalkosten vorgesehen sind. Der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen (FRA) ging gegenüber dem Vorjahr um 70.2 Prozent zurück. Von Januar bis September 16.2 wurden 2020 Millionen Reisende bedient.

Der Vorstandsvorsitzende der Fraport AG, Dr. Stefan Schulte, sagte: „Unsere Branche bewegt sich weiterhin in einer sehr schwierigen Situation. Da die Infektionsraten in den letzten Wochen in ganz Europa wieder gestiegen sind, haben die Regierungen die Reisebeschränkungen weitgehend wieder eingeführt oder erweitert. Die Fluggesellschaften verkleinern ihre Flugpläne noch mehr. Derzeit erwarten wir erst in der Sommersaison 2021 eine Erholung. Als Reaktion darauf richten wir unser Unternehmen weiter aus, um deutlich schlanker und agiler zu werden - um eine nachhaltige Reduzierung unserer Kostenbasis zu erreichen. Wir sind auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Durch die in unserer Frankfurter Heimatbasis durchgeführten Maßnahmen können wir mittelfristig die Personal- und Materialkosten um bis zu 400 Mio. € pro Jahr senken. Dies entspricht rund 25 Prozent unserer gesamten Betriebskosten, die im Geschäftsjahr 2019 am Standort Frankfurt verbucht wurden. “

Das Konzernergebnis (Reingewinn) fällt trotz Gegenmaßnahmen deutlich in den negativen Bereich

In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 ging der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahr um 53.8 Prozent auf 1.32 Milliarden Euro zurück. Bereinigt um die Einnahmen aus dem Bauwesen im Zusammenhang mit kapazitiven Investitionen in Fraport-Tochtergesellschaften weltweit (basierend auf IFRIC 12) ging der Konzernumsatz um 53.9 Prozent auf 1.15 Milliarden Euro zurück.

Das Unternehmen reduzierte die betrieblichen Aufwendungen (bestehend aus Materialkosten, Personalkosten und sonstigen betrieblichen Aufwendungen) im Berichtszeitraum um ein Drittel, bereinigt um Aufwendungen für Personalreduzierungsmaßnahmen. Trotzdem ging das Betriebsergebnis oder das Konzern-EBITDA (vor Sondereinflüssen) um 94.5 Prozent auf 51.8 Millionen Euro zurück. Das Konzern-EBITDA wurde auch durch Aufwendungen für Personalabbaumaßnahmen in Höhe von 280 Mio. € beeinflusst. Unter Berücksichtigung dieser zusätzlichen Personalkosten verringerte sich das Konzern-EBITDA in den ersten neun Monaten 2020 auf minus 227.7 Mio. € (9M 2019: 948.2 Mio. €), während das Konzern-EBIT auf minus 571.0 Mio. € (9M 2019: 595.3 Mio. €) sank. Das Konzernergebnis (Reingewinn) belief sich auf minus 537.2 Mio. € (9M 2019: 413.5 Mio. €).

Die Zahlen für das dritte Quartal (Zeitraum Juli bis September 2020) zeigen deutlich, dass sich die bereits ergriffenen Kostensenkungsmaßnahmen als wirksam erwiesen haben. Während das Konzern-EBITDA im zweiten Quartal noch negativ war (minus 107 Mio. €), wurde im dritten Quartal ein positives Konzern-EBITDA von 29.2 Mio. € (vor Sondereinflüssen) erzielt. Zu dieser Entwicklung trug auch die vorläufige Erholung des Passagieraufkommens bei. Unter Berücksichtigung der Aufwendungen für Maßnahmen zur Senkung der Personalkosten erzielte Fraport im dritten Quartal 305.8 ein Konzernergebnis (oder einen Nettogewinn) von minus 2020 Mio. €.

Investitionen und Personalkosten gingen spürbar zurück

Durch die Annullierung oder Verschiebung von Investitionen, die für den Betrieb nicht wesentlich sind, kann Fraport die damit verbundenen Investitionen mittel- und langfristig um 1 Mrd. EUR reduzieren. Dies bezieht sich insbesondere auf Investitionen in die bestehenden Terminalgebäude und den Vorfeldbereich am Frankfurter Flughafen. In Bezug auf den Bau des neuen Terminals 3 bietet die aktuelle Nachfragesituation auch die Möglichkeit, den für bestimmte Baumaßnahmen oder die Vergabe von Bauaufträgen erforderlichen Zeitrahmen zu verlängern. Fraport plant derzeit die Eröffnung des Terminals 3 - bestehend aus dem Hauptterminalgebäude mit den Piers H und J sowie dem Pier G - für den Sommerflugplan 2025. Das tatsächliche Datum der Fertigstellung und Einweihung des neuen Terminals hängt jedoch letztendlich davon ab, wie sich die Nachfrage entwickelt. 

Ebenso werden alle anderen nicht personellen Kosten (für Materialien und Dienstleistungen) erheblich reduziert - während nicht wesentliche Betriebsausgaben eliminiert wurden. Dies führt zu sofortigen Kosteneinsparungen von bis zu 150 Mio. EUR pro Jahr.

Programm zum Personalabbau ist in vollem Gange

Durch den Abbau von bis zu 4,000 Arbeitsplätzen bis Ende 2021 werden die Personalkosten von Fraport am Standort Frankfurt jährlich um 250 Millionen Euro gesenkt. Dieser Personalabbau wird so sozial verantwortlich wie möglich umgesetzt: Rund 1,600 Mitarbeiter haben sich bereit erklärt, das Unternehmen im Rahmen eines freiwilligen Entlassungsprogramms zu verlassen, das aus Abfindungspaketen, Vorruhestandsregelungen und anderen Maßnahmen besteht. Darüber hinaus wird durch regelmäßige Alters- und weitere Entlassungsvereinbarungen die Anzahl der Mitarbeiter im gesamten Konzern um rund 800 Mitarbeiter reduziert. Im laufenden Jahr wurden bereits rund 1,300 Arbeitsplätze durch Fluktuation oder Ablauf von Zeitarbeitsverträgen abgebaut.

Gleichzeitig wird Fraport weiterhin ein Kurzzeitarbeitsprogramm betreiben. Seit dem zweiten Quartal 2020 sind bis zu 18,000 der rund 22,000 Beschäftigten aller Konzernunternehmen in Frankfurt kurzfristig beschäftigt, was je nach Bedarf zu einer durchschnittlichen Verkürzung der Arbeitszeit um 50 Prozent führt. Das Kurzzeitkontingent ging während der Sommerreise etwas zurück, aber das Kontingent steigt wieder entsprechend der rückläufigen Verkehrsnachfrage.

Die Liquiditätsreserven von Fraport erhöhten sich

Fraport hat im laufenden Geschäftsjahr zusätzliche Finanzmittel in Höhe von rund 2.7 Milliarden Euro aufgenommen. Zu den Maßnahmen, um dies zu erreichen, gehörten eine im Juli 800 begebene Unternehmensanleihe in Höhe von über 2020 Mio. EUR und die kürzlich erfolgte Platzierung eines Schuldscheins mit einem Gesamtvolumen von 250 Mio. EUR im Oktober 2020. Mit mehr als 3 Mrd. EUR in bar und zugesagten Krediten Das Unternehmen ist gut positioniert, um die aktuelle Krise zu bewältigen und - wenn auch in reduziertem Umfang - alle notwendigen Investitionen für die Zukunft zu tätigen.

Outlook

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Fraport-Vorstand, dass der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen gegenüber dem Vorjahr deutlich um mehr als 70 Prozent auf rund 18 bis 19 Millionen Passagiere sinken wird. Der Konzernumsatz (bereinigt um IFRIC 12) wird gegenüber dem Geschäftsjahr 60 voraussichtlich um bis zu 2019 Prozent sinken. Das Konzern-EBITDA (vor Sondereinflüssen) wird voraussichtlich stark zurückgehen - bleibt jedoch leicht positiv, unterstützt durch die bereits umgesetzten oder geplanten Kosteneinsparungsmaßnahmen. Unter Berücksichtigung der Aufwendungen für Maßnahmen zur Senkung der Personalkosten wird das Konzern-EBITDA von Fraport für das Gesamtjahr 2020 deutlich negative Werte erreichen. Ebenso erwartet der Vorstand, dass sowohl das Konzern-EBIT als auch das Konzernergebnis (Nettogewinn) deutlich negativ ausfallen werden.

CEO Schulte: „Wir gehen derzeit davon aus, dass der Passagierverkehr des Frankfurter Flughafens im Jahr 2021 nur 35 bis 45 Prozent des Niveaus von 2019 erreichen wird, insbesondere aufgrund des erwarteten sehr schwachen ersten Quartals 2021. Selbst im Jahr 2023/24 werden die Passagierzahlen wahrscheinlich nur noch erreicht 80 bis 90 Prozent des Vorkrisenniveaus. Dies bedeutet, dass wir eine sehr lange Reise vor uns haben. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die kürzlich eingeleiteten Gegenmaßnahmen es Fraport ermöglichen werden, seinen langfristigen Weg des nachhaltigen Wachstums erneut erfolgreich neu auszurichten.

Über den Autor

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Jürgen T Steinmetz

Jürgen Thomas Steinmetz ist seit seiner Jugend in Deutschland (1977) kontinuierlich in der Reise- und Tourismusbranche tätig.
Er gründete eTurboNews 1999 als erster Online-Newsletter für die weltweite Reisetourismusbranche.

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