ECPAT Netherlands International hält ein Expertentreffen zur Bekämpfung des Sextourismus für Kinder ab

ECPAT Niederlande organisierte zusammen mit ECPAT Deutschland vom 8. bis 10. März 2009 ein Expertentreffen über den Multi-Stakeholder-Ansatz zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Tourismus.

ECPAT Niederlande organisierte zusammen mit ECPAT Deutschland vom 8.-10. März 2009 ein Expertentreffen über den Multi-Stakeholder-Ansatz zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Tourismus. Die Rolle von Tourismusfachleuten sowie von NGOs in Tourismusdestinationen und Herkunftsländern wurde in Bezug auf die Strafverfolgung erörtert. Mehr als vierzig Teilnehmer von Strafverfolgungsbehörden, NGOs und Tourismusunternehmen nahmen an dem Treffen teil.

Die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus stellt nach wie vor ein großes Problem dar und wird aufgrund der Wirtschaftskrise und deren Auswirkungen auf Entwicklungsländer voraussichtlich zunehmen. Mehr Familien werden arm und mehr Kinder und Jugendliche werden gezwungen, in der Sexindustrie zu arbeiten. Flugtickets und Hotels werden billiger und die Mittel zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung werden zurückgehen. In vielen Zielländern hat die Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung von Kindern keine Priorität. Kindersextouristen reisen in Länder, in denen eine geringe Chance besteht, erwischt zu werden.

Die Beweiserhebung in Fällen von Kindersextourismus ist äußerst komplex. Es ist wichtig, nach anderen Beweismitteln als der möglichen Aussage des/der Opfer(s) zu suchen, wie zum Beispiel einen anderen Zeugen (wie ein Tourist) oder eine ärztliche Untersuchung oder pornografische Bilder (als Urlaubserinnerung). Ein Interview mit einem Opfer sollte von geschulten Strafverfolgungsbeamten durchgeführt werden. Es besteht ein großer Bedarf an spezialisierten Staatsanwälten. Bei der Anwendung extraterritorialer Rechtsvorschriften sind Fälle sehr zeitaufwändig und teuer. Aus diesem Grund sollte die extraterritoriale Gesetzgebung nur als letztes Mittel verwendet werden, nur wenn Verdächtige in ihr Heimatland fliehen. Die Entsendeländer sollten dazu beitragen, Kapazitäten in den Zielländern aufzubauen, die lokale Polizei auszubilden und die Haftkosten zu finanzieren.

Reisende (sowohl ausländische als auch inländische) spielen eine wichtige Rolle. Reisende können potenzielle Täter sein, aber auch Teil des Präventionsnetzwerks sein. Es ist wichtig, dass Touristen die Risiken kennen und verdächtiges Verhalten melden. Die Reise- und Tourismusbranche hat die Verantwortung, sie darüber zu informieren. Aus diesem Grund muss das Tourismuspersonal darin geschult werden, wann, was und wie Touristen über die sexuelle Ausbeutung von Kindern im Zusammenhang mit dem Tourismus zu informieren und Straftäter zu melden.

Einschränkungen, die Strafverfolgungsbehörden bei der Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung von Kindern erfahren, sind der Unterschied in der kriminalpolizeilichen Aufklärung, die mangelnde Kooperation, die fehlende Harmonisierung des Einwilligungsalters, die Korruption innerhalb der Strafverfolgungsbehörden, der Justiz und der langsame Informationsfluss bei auf nationaler Ebene (von nationalen zu lokalen Polizeidienststellen) und auf internationaler Ebene zwischen Polizeibehörden.

Der Verhaltenskodex soll Touristen und Tourismuspersonal für das Problem der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Tourismus sensibilisieren. Es ist ein konkreter und messbarer Ausdruck für Tourismus und Reiseunternehmen eines nachhaltigen und verantwortungsvollen Tourismus. Auf internationaler Ebene ändert die Kodex-Organisation derzeit ihre Organisation und Struktur.
Die größte Herausforderung für den Kodex besteht darin, einen praktischen Weg zu finden, um die Loyalität der Lieferanten oder Schlüsselpersonen zu ihrem Versprechen zu überprüfen. Es gibt jedoch Anzeichen für mögliche interessante Entwicklungen bei einer umfassenden Übernahme des Kodex. Daher ist es auch interessant zu prüfen, ob eine Verknüpfung mit anderen Systemen möglich ist. Es sollte mehr Druck auf Regierungen, Reiseveranstalter, Schlüsselpersonen und Lieferanten ausgeübt werden, den Kodex zu unterzeichnen. Der Verhaltenskodex sollte in die nationalen Aktionspläne in den Ziel- und Herkunftsländern aufgenommen werden.

Lokale Partner wie ECPAT müssen künftig eine klare Rolle als nationale Kontakt- und Informationsstelle übernehmen. Für den Erfolg des Kodex ist es sehr wichtig, starke lokale Partner zu haben. NGOs des Nordens und des Südens sollten mehr Informationen und Erfahrungen austauschen.

Internationale Treffen, wie dieses Treffen in Berlin, sind sehr gut geeignet, um Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Interessenträgern ist von wesentlicher Bedeutung, wenn wir beim Schutz gefährdeter Kinder etwas bewirken und die Kindersex-Ausbeuter strafrechtlich verfolgen und verurteilen wollen. Obwohl es wichtig ist, informell zusammenzuarbeiten, ist es auch hilfreich, die Zusammenarbeit auf die eine oder andere Weise in einem Memorandum of Understanding oder wie im Kodex zu formalisieren.

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Avatar von Linda Hohnholz

Linda Hohnholz

Chefredakteur für eTurboNews mit Sitz im eTN-Hauptquartier.

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