Botschaften und Konsulate könnten zu Tourismusbüros werden

Botschaft SEz
Botschaft der Seychellen in Jakarta, Indonesien
Geschrieben von Jürgen T Steinmetz

Tourismusdestinationen, denen die Mittel für die Einrichtung eines Tourismusverbandes fehlen, sollten eine Zusammenarbeit mit ihrem Außenministerium in Erwägung ziehen und Botschaften und Konsulate für die Einbindung von Tourismusförderungsmaßnahmen nutzen.

In der heutigen vernetzten Welt mit ihren schnellen Flugreisen, den allgegenwärtigen sozialen Medien und digitalen Plattformen ist der Tourismus ein wichtiges Mittel zur Förderung internationaler Verbindungen.

Wir haben auf der gerade zu Ende gegangenen Sitzung des UN-Tourismus-Exekutivrats und bei der Wahl des Generalsekretärs in Madrid gesehen, wie Tourismus, Regierungen und Außenpolitik die unabhängige Arbeit der Tourismusministerien in den Schatten stellen.

Wenn dies der Fall ist und die Außenbeziehungen den Tourismus übernehmen und kein Geld zur Finanzierung eines Tourismusministeriums oder Tourismusbüros vorhanden ist, können Botschaften und Konsulate wirksam die Aufgabe übernehmen, ein Reiseziel bei Besuchern, Investoren und im Rahmen des kulturellen Austauschs zu bewerben.

Kein Geld für die Eröffnung eines Tourismusverbandes

Was passiert, wenn ein Land nicht über die Mittel verfügt, sich über sein Tourismusbüro international zu präsentieren? Fehlen finanzielle Mittel für Ausstellungen, Online-Marketing, Medienarbeit oder Kooperationen, können die Tourismusbehörden eine entscheidende Rolle spielen, indem sie die Ressourcen ihrer Botschaften zur Tourismusförderung nutzen.

Während die Tourismusförderung normalerweise den nationalen Tourismusverbänden übertragen wird, fällt diese Aufgabe in vielen Ländern der Welt tatsächlich den diplomatischen Vertretungen zu.

Dadurch kann die Botschaft zu einem Zentrum wirtschaftlicher, kultureller und strategischer Beziehungen werden. Wenn dies bewusst geschieht, kann selbst mit minimalen Ressourcen ein effektives System entstehen.

Kostengünstige Strategien mit großer Wirkung

Mit einem begrenzten Budget kann (und sollte) eine Botschaft nicht als nationale Tourismusbehörde fungieren. Sie kann jedoch Prozesse anstoßen, Kooperationen fördern, die Sichtbarkeit erhöhen und das Interesse an ihrem Standort wecken.

Dabei kommen Instrumente der Kultur- und Beziehungsdiplomatie zum Einsatz, wie etwa Themenveranstaltungen, Seminare, Food-Festivals, Filmvorführungen oder Fotoausstellungen, um eine einzigartige nationale Geschichte zu erzählen, Stereotypen herauszufordern und Neugier auf das Reiseziel zu wecken.

Botschaften beteiligen oft Diaspora-Gemeinschaften, die in der Regel tief verwurzelt und einflussreich sind, an der Förderung des Rückkehrtourismus. Vor zwei Jahrzehnten kooperierte Thailand mit der Bangkok Bank in New York, um thailändischen Auswanderern in den USA zinsgünstige Kredite anzubieten, die es ihnen ermöglichten, thailändische Restaurants zu eröffnen und für das Reiseziel zu werben.

Institutionelle Kanäle können einen Unterschied machen

Eine Facebook-, LinkedIn-, Instagram- oder TikTok-Seite oder ein Konsulats-Newsletter können als redaktionelle Plattform für den Austausch von Artikeln, Reiseerlebnissen, Touren und Interviews mit lokalen Reiseveranstaltern, Hotels oder Museen dienen. Diese Inhalte sollten zwanglos und dennoch seriös präsentiert werden, um tourismusbezogenen Informationen Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Der Tourismus existiert nicht isoliert

Der Tourismus ist ein integraler Bestandteil komplexer Wirtschaftssysteme und kann bei richtiger Integration andere Schlüsselsektoren wie Handel, Bildung, Kultur und Zusammenarbeit stärken.

Eine kulturelle Partnerschaft kann thematische Führungen oder gastronomische Workshops beinhalten, die das Erlebnis in touristisches Interesse verwandeln.

Botschaften und Konsulate könnten eine Brücke zum Tourismus sein

Konsulate und Botschaften können eine Brücke zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor bilden. Sie sind ideal positioniert, um diese Möglichkeiten zu nutzen und profitieren dabei von der institutionellen Glaubwürdigkeit und dem direkten Zugang zum Entscheidungsgremium.

Was kann eine Botschaft oder ein Konsulat tun?

Viele Botschafter und Botschaftsmitarbeiter sind sich des touristischen Potenzials ihrer Länder bereits bewusst. Doch um dieses Bewusstsein in die Tat umzusetzen, bedarf es konkreter Strategien – auch ohne eigene Budgets.

Eine erste Möglichkeit besteht darin, einen Tourismusbeauftragten zu benennen, möglicherweise in freiberuflicher Funktion. Diese Person wäre verantwortlich für die Beschaffung von Werbematerialien, die Verfolgung des Interesses, die Vermittlung von Kontakten zwischen lokalen Anbietern und denen im Zielland sowie die Teilnahme an Branchenveranstaltungen und Konferenzen. Schon eine einzige begeisterte und gut vernetzte Person kann bedeutende Interaktionen in Gang setzen.

Reisebotschafter

Ein zweiter Schritt könnte darin bestehen, ein Netzwerk von „Reisebotschaftern“ aufzubauen, an dem lokale Journalisten, Blogger, Reisebüros, Diaspora-Mitglieder, Akademiker oder sogar Fans der Kultur des Landes beteiligt sind.

Der ehemalige Tourismusminister der Seychellen schrieb den anfänglichen Erfolg seines Reiseziels im Indischen Ozean oft der Gruppe „Friend of the Media“ seines Landes zu.

DMCs unterstützen

Es ist von entscheidender Bedeutung, lokale DMCs und Reiseveranstalter zu unterstützen, da diese möglicherweise nicht über die gleiche globale Präsenz verfügen.

Botschaften können helfen, indem sie B2B-Meetings arrangieren, Präsentationen organisieren, Empfehlungsschreiben ausstellen und wichtige Kontakte knüpfen, was den Ruf der Botschaft deutlich verbessern kann. Darüber hinaus kann eine Botschaft bei der Organisation von Reisen zur Einladung von Medien, Bloggern oder Reisebüros behilflich sein.

Der Tourismus steht nicht am Rande

Tourismus ist kein Nebengeschäft, auch nicht für größere Länder. Bei bilateralen Treffen sollten sich Botschafter der wirtschaftlichen und kulturellen Chancen bewusst sein, die der Tourismussektor ihrem Land bieten kann.

Die Rolle der Weltbank

In Entwicklungsländern könnten Zuschüsse der Weltbank oder der Geberstaaten zu noch größeren Chancen führen.

Der Tourismus ist ein Katalysator für das Wohlbefinden mit spürbaren und messbaren Auswirkungen: lokales BIP-Wachstum, erhöhte Jugendarbeitslosigkeit und verbesserte Lebensqualität.

Regierungen und Botschaften spielen eine entscheidende Rolle.

Regierungen, Botschaften und öffentliche Stellen spielen eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung von Ressourcen und der Koordination zwischen den Beteiligten. Ohne diese politische und diplomatische Unterstützung besteht die Gefahr, dass der Tourismus ein spontanes und unstrukturiertes Phänomen bleibt. Mit ihr entwickelt er sich zu einer echten wirtschaftlichen Infrastruktur, die Chancen neu verteilen und fragile Gebiete stabilisieren kann.

Tourismus ist ein Friedensgeschäft.

Tourismus ist ein Friedensgeschäft; jeder Besucher ist ein potenzieller Botschafter. Das bedeutet, dass der Tourismus bereits heute einen wichtigen Beitrag zu globaler Harmonie, Verständnis und Zusammenarbeit leistet.

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