Europäische Gruppen setzen sich für ethisches Reisen ein

Das „Fair Trade“-Label ist heutzutage auf vielen Waren zu finden – von Kaffee und Schokolade bis hin zu Äpfeln und Kleidung. Aber würde ein „Fair-Trade“-Label Menschen beeinflussen, die für den Urlaub einkaufen?

Das „Fair Trade“-Label ist heutzutage auf vielen Waren zu finden – von Kaffee und Schokolade bis hin zu Äpfeln und Kleidung. Aber würde ein „Fair-Trade“-Label Menschen beeinflussen, die für den Urlaub einkaufen?

Das Gütesiegel „Fairer Handel“ macht das Finden von Lebensmitteln und Kleidung, die hohen ethischen Standards entsprechen, zum Kinderspiel. Trotz der Beliebtheit des Labels hat sich das Konzept in der Tourismusbranche noch nicht durchgesetzt, da es für Urlauber schwierig ist zu sagen, welche Reiseveranstalter und Hotels sich an die Grundsätze des fairen Handels halten.

Dennoch meinen einige, die Zeit sei reif für eine umfassendere Analyse des fairen Handels in der Tourismusbranche. Reisende, die sich über die ökologischen und soziologischen Auswirkungen ihres Ausgabeverhaltens Sorgen machen, haben den Trend zu verantwortungsvollem Tourismus angeheizt.

„Menschen wollen auf Reisen kein schlechtes Gewissen haben“, sagt Rainer Hartmann, Professor an der Hochschule Bremen. Er sagt, es gebe eine Nachfrage nach Fair-Trade-Reisen, ein Trend, den auch Heinz Fuchs von Tourism Watch, einem Teil des Bonner Evangelischen Entwicklungsdienstes, bemerkt habe.

„Transfair-Produkte sind 30 um 2007 Prozent gestiegen“, sagt Fuchs. „Diese Idee ist in anderen Ländern ziemlich weit verbreitet, aber hier setzt sie sich gerade durch.“

Arbeitsgruppe zur Festlegung von Kriterien

Tatsächlich sind „Fair-Trade“-Siegel in der Reisebranche nicht ganz neu. Südafrikas Tourismusorganisationen nutzen sie bereits und einige europäische Organisationen erwägen ähnliche Ideen.

Eine internationale Arbeitsgruppe hat versucht, hier Kriterien für ein Siegel festzulegen, die unter anderem Faktoren wie eine faire Entlohnung der Arbeitnehmer berücksichtigen.

„Es muss feste Arbeitszeiten geben“, sagte Fuchs. „Mitarbeiter sollten über eine Kranken- und Unfallversicherung sowie eine Arbeitslosenversicherung verfügen.“

Weitgehende Einigkeit herrscht auch darüber, dass Reiseveranstalter und Unternehmen das Siegel nicht erhalten sollten. Vielmehr soll er an Produkte wie Einzelreisen vergeben werden.

Die Gruppe ist sich ebenfalls einig, dass sich das Label nicht auf Nischenmärkte für Weltverbesserer konzentrieren sollte.

„Stattdessen sollte man sich auf den Mainstream-Tourismus konzentrieren“, sagt Fuchs.

Eine Zertifizierung würde das Bewusstsein und die Transparenz erhöhen

Hartmann sagte, er sehe den Wert solcher Vorschläge. „Das Bewusstsein für diesen Bereich ist gewachsen, ebenso wie die Entwicklung von Bio-Lebensmitteln, die mittlerweile in jedem Discounter erhältlich sind.“

Und genau wie bei Bio-Äpfeln wäre ein Gütesiegel für Fair-Trade-Reisen sinnvoll, fügt er hinzu. Dies hätte nicht nur den Vorteil, dass ein Standardkatalog an Kriterien bereitgestellt würde, sondern würde auch die Transparenz erhöhen. „Es würde es einfacher machen zu vermitteln, dass ‚diese Reise in Ordnung ist‘“, sagte er.

Dennoch ist nicht jeder davon überzeugt, dass ein Siegel die beste Idee ist.

„Eine Zertifizierung ist nicht billig. „Das kostet mehrere Tausend Euro“, sagt Rolf Pfeifer, Geschäftsführer von Forum Anders Reisen, einer Reiseveranstaltergruppe, die sich dem umweltfreundlichen Tourismus verschrieben hat.

„Viele Hotels werden es sich nicht leisten können. Viele kleine Betreiber werden es auch nicht tun.“

Pfeifers Unternehmen hat kürzlich einen Bericht über Corporate Social Responsibility (CSR) im Tourismus fertiggestellt. Der Bericht soll als Grundlage für Nachhaltigkeitsberichte für andere Veranstalter dienen, um zu zeigen, wie sie diese einhalten.

Eine aktuelle Entscheidung des Forums verlangt, dass alle Mitglieder bis Ende 2010 eine CSR-Zertifizierung erhalten. Die Zertifizierung würde viele der gleichen Werte abdecken, die auch von jedem Fair-Trade-Siegel abgedeckt werden.

dw-world.de

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Über den Autor

Linda Hohnholz

Chefredakteur für eTurboNews mit Sitz im eTN-Hauptquartier.

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